Der See

FOTO: Maurizio Bruni

: Fabio Pappalettera

: Fabio Pappalettera

Der Cornino-See ist ein kleines Gewässer, das sich während des Rückzugs der Gletscher vor rund 10.000 Jahren bildete. Damals kam es infolge der plötzlich fehlenden Abstützung durch die Gletschermassen zu unzähligen, auch gewaltigen Erdrutschen entlang der Talseiten (bis dato durch die Gletschereinwirkung geglättet). Das heutige Erscheinungsbild ist das Ergebnis eines dieser Erdrutsche mit einer etwas weiter außen gelegenen Bergkette, die eine Senke hangaufwärts einschließt. Der Boden dieser Senke liegt um fast 10 m tiefer als das Flussbett des Tagliamento und das Grundwasser aus der Osoppo-Ebene kann durch die durchlässigen Sedimentschichten des antiken Bergrutsches hinein fließen.

Besagtes Wasser ist dank einer seiner chemischen Zusammensetzung leicht von den aus den Voralpen stammenden Gewässern zu unterscheiden: das aus dem Einzugsgebiet des Tagliamento stammende Wasser ist angereichert mit Calciumsulfat aus der Auflösung der dort zahlreich vorkommenden Gipse, die in den Einzugsgebieten des Voralpenlandes hingegen fehlen. Der See wird ebenfalls durch das von der Hochebene Monte Prat stammende Wasser gespeist. Hier abgehende Niederschläge werden komplett von Dolinen und Schlucklöchern aufgenommen und versorgen einen Karstkreislauf, der sich durch die gesamte Kalksteinmasse ziehen kann.

Unterhalb des Kalkgesteins jedoch befindet sich ein Sand-Mergel-Substrat, das aufgrund seiner nicht kalkhaltigen Natur auch keine Verkarstung zeigt und im Wesentlichen undurchlässig ist. Diese Schicht verhindert ein tieferes Versickern des Wassers, das sich folglich ansammelt. Aus diesem Grund findet sich an den Kontaktstellen von Kalk- und Sandstein stets eine Reihe von Quellen mit unterschiedlicher Wasserschüttung. Wenngleich nicht sichtbar, so speisen diese Karstquellen doch den See und mischen so das aus dem Tagliamento stammende Wasser. Dadurch liegt der Wasserstand des Sees leicht über dem Grundwasserspiegel der Osoppo-Ebene und führt so zu einem oberirdischen Wasserfluss, der einige perennierende Quellen am Fuße der Hügel speist, die sich auf der zum Tagliamento gerichteten Seite rund um den See befinden. Diesen Quellen entspringt ein Wasserlauf, der am Weiler Somp Cornino vorbei fließt und ihn um einen noch gut erhaltenen natürlichen Lebensraum bereichert.

Drone view
FOTO: Fabio Pappalettera

Der gut 140 m lange und 8 m tiefe See besitzt weder Zu- noch Abflüsse, doch die unterirdische Wasserzirkulation ermöglicht dennoch einen raschen Wasseraustausch. Dadurch erklären sich auch die besondere Klarheit und die geringen Temperaturschwankungen (normalerweise 9-11°C) im Laufe eines Jahres (Homothermie). Aufgrund dieser Eigenschaften zählt der See zu den oligotrophen (mineralstoffarmen) Seen. Die auf dem Grund lebenden Grünalgen bilden dichte Unterwasserwiesen, während die Felsen mit Blaualgen bewachsen sind. Die kaum vorhandenen Nährstoffe und die geringen Wassertemperaturen senken die Chancen auf Leben innerhalb des Sees beträchtlich und die wenigen vorhandenen Fische gehen auf Besatzmaßnahmen (Karpfen und Forellen) zurück. Sicherlich interessant ist jedoch das Vorkommen des Flusskrebses (Austrapotamobius pallipes).