Das Naturschutzgebiet

FOTO: Fulvio Genero

Das 487 ha große Naturschutzgebiet liegt am äußersten südöstlichen Rand der karnischen Voralpen im Gemeindegebiet von Forgaria nel Friuli und Trasaghis. Das breite Flussbett des Tagliamento grenzt es von den Julischen Voralpen, den Hügelketten und dem Friauler Oberland ab, wobei der knapp 6 km lange Flussbettabschnitt zwischen der Ortschaft Peonis und der Brücke bei Cornino auch dazu gehört. Das Schutzgebiet umfasst Wiesen und an die Dörfer angrenzende Nutzflächen und dehnt sich in westlicher Richtung bis zum weitläufigen Felsgebiet oberhalb von Somp Cornino, dem See, sowie den steilen Felshängen und den Schuttkegeln aus, die den Tagliamento im Norden von den Bergen trennen. Trotz der geringen Meereshöhe sind die Höhenunterschiede recht groß und reichen von 170 m ü.M. am Fluss bis über 700 m auf der Hochebene Monte Prat.

Die Gegend zeichnet sich durch eine sehr vielseitige Landschaft und einen hohen Naturwert aus. Die Beschaffenheit und Lage der Hügel, der Fluss, sowie die große biogeografische Bedeutung des östlichen Voralpenlandes bedingen eine extrem interessante Fauna und Flora, mit Tier- und Pflanzenarten, die sich nicht selten am Rand ihres üblichen Verbreitungsgebiets befinden. Die an warme Lebensräume gebundenen, thermophilen Arten finden hier dank der besonderen Klimaverhältnisse günstige Lebensbedingungen. Besonders üppig gedeiht die xerophile (trockenheitsliebende) Vegetation der Felsen und Geröllhalden, sowie der Flussauen des Tagliamento, wobei die Präsenz der Steineiche (quercus ilex) in den felsigen Zonen zu den interessantesten Aspekten zählt.

Die karstige Morphologie verleiht der Gegend ein raues und wildes Aussehen. Große Kalksteinwände, Schuttkegel und Erdrutschmassen, die bis ins breite Flussbett des Tagliamento reichen, sind typische Erscheinungsformen. Der 170 km lange und in puncto Natur und Landschaft äußerst interessante Flusslauf steht lediglich in dem durch das Naturschutzgebiet verlaufenden Abschnitt unter Schutz. Im 1. Alpenzustandsbericht (CIPRA, 1998) wird der Tagliamento als „König der Alpenflüsse“ bezeichnet, da der von ihm geprägte Landschaftstyp nunmehr fast aus Mitteleuropa verschwunden ist und er als einziger noch in seinem natürlichen Flussbett fließen darf.

Der Cornino-See mit seinem kristallklaren, smaragdgrünen Wasser bildete sich in einer großen Senke zwischen Schuttkegeln und antiken Bergrutschmassen.

Seit den 1980er Jahren läuft im Schutzgebiet ein Projekt zur Erhaltung des Gänsegeiers (Gyps fulvus), das zur erfolgreichen Bildung einer Brutkolonie führte. Ferner zielten wissenschaftliche Experimente und Forschungsinitiativen auch auf einen höheren Bekanntheitsgrad und eine bessere naturtouristische Nutzung ab.

Mittelpunkt des Schutzgebiets ist das Besucherzentrum: hier beginnen verschiedene Rundwege und finden sich Interpretationshilfen sowie Informationen zu den einzelnen Aspekten und laufenden Aktivitäten. Die meisten Initiativen finden im Rahmen des Gänsegeier-Projekts statt, das einer der Hauptanziehungspunkte des Schutzgebiets ist.