Flora und Fauna

Fauna

FOTO: Fulvio Genero

Die besonderen geographischen, geologischen und morphologischen Gegebenheiten der Landschaft ermöglichen eine ausgesprochen reiche und vielseitige Fauna, mit selten Arten, die sich zum Teil am Rand ihres Verbreitungsgebiets befinden. Die Wasserdurchlässigkeit und dementsprechende Trockenheit des Bodens bieten günstige Bedingungen für zahlreiche Reptilien wie Hornotter, Blindschleiche, gelbgrüne Zornnatter und Äskulapnatter, wohingegen das Vorkommen von Amphibienpopulationen (häufig Feuersalamander, Erd- und Wechselkröte) nur begrenzt möglich ist. Das Gebiet ist besonders aus vogelkundlicher Sicht und aufgrund der großen Artenvielfalt bei den Wirbellosen interessant.

Im Flussbett des Tagliamento und den angrenzenden Zonen ist es ein Leichtes, typische Vögel des Flachlands oder der Feuchtzonen (Reiher, Enten, Möwen und Watvögel) zu beobachten, oder auch den Gesang von bereits auf regionaler Ebene lokalisierten Arten (Heidelerche und Gartenammer) zu hören. Der See ist umgeben von Waldgebieten, die nur hier und da von kleineren gemähten Wiesen aufgelockert werden; dort finden sich überwiegend Amsel, Mönchsgrasmücke, Kohlmeise, Blaumeise, Buchfink, Nachtigall, Eichelhäher, Buntspecht, Grünspecht, Zippammer und Berglaubsänger.

Die schroffen Kalkwände bieten dem Flug unzähliger Kolkraben und Aaskrähen geeigneten Hintergrund und liefern zudem passende Schutz- und Nistzonen für den Uhu. Dank des nahe liegenden Flusses und der Voralpenhügel befindet sich das Gebiet an einer wichtigen Vogelzugroute, und so rasten hier im Frühling und Herbst zahlreiche Zugvogelarten. Zu jenen Zeiten finden sich neben dem Schlangenadler, dem Wespenbussard und dem Habicht auch Rohrweihe, Kornweihe und Wiesenweihe, sowie Fischadler, Rotfußfalke und Merlin ein. Auch der für die Gänsegeier eingerichtete Futterplatz zieht zahlreiche andere Arten an, die italienweit als „selten“ eingestuft werden; hierzu zählen u.a. Rotmilan und Schmutzgeier. Häufig anzutreffen sind Schwarzmilan (im Sommer), Mäusebussard, Turmfalke, Steinadler und Sperber, sowie die nachtaktiven Wald- und Steinkauz.

Ein besonders interessanter Vertreter der Säugetiere ist die Alpenspitzmaus, die sich hier an der Obergrenze (Meereshöhe) ihres natürlichen europäischen Verbreitungsgebiets befindet. Igel (wichtigste Beute des Uhus), Siebenschläfer, Haselmaus und Eichhörnchen gehören zu den häufig anzutreffenden Säugetieren, wie auch Fuchs, Dachs und Steinmarder, die jedoch aufgrund ihrer Scheue und bisweilen dämmerungs- bzw. nachtaktiven Lebensweise nur schwer zu beobachten sind. Die verbreitetste Huftierart ist das Reh.

Die Gänsegeier

FOTO: Fulvio Genero

Der Gänsegeier (Gyps fulvus) gehört zu den sehr großen Vertretern der Altweltgeier; er besitzt eine Flügelspannweite von fast 3 m und ein Gewicht von 7-12 kg. Alle Geierarten verfügen über große Spannweiten und stark aufgefingerte Handfittiche, dank derer sie die Thermik nutzen und am selben Tag sogar Entfernungen von mehreren hundert km zurücklegen können. Geier sind das Ergebnis der Evolution von Vögeln, die einen hohen Spezialisierungsgrad erreicht haben und als Aasfresser (Nekrophagen) bezeichnet werden. In Europa leben vier Geierarten (Gänse-, Mönchs-, Bart- und Schmutzgeier) und bis ins letzte Jahrhundert gab es auch italienweit gute Bestände.

Wichtige ökologische Voraussetzungen für Gänsegeier sind große, offene Flächen für die Nahrungssuche, traditionelle Viehzucht mit einem gewissen trophischen Potential, sowie Felswände in rauen Berggebieten, die einerseits zum Nisten dienen und andererseits günstige Bedingungen für die Entstehung von Aufwinden bieten.

Gänsegeier sind gesellig und leben in bisweilen großen Kolonien mit ausgeprägtem Sozialverhalten. Sie versammeln sich grüppchenweise an den Ruheplätzen, an Kadavern und an den Brutplätzen. Bei der Nahrungssuche arbeiten mehrere Tiere in einem besonderen System zusammen: jedes einzelne sucht kleinere Landschaftsflecken aus großer Höhe ab, wobei es normalerweise Sichtkontakt zu den anderen hält, die sich in gleicher Weise bewegen. Das Auskundschaften und Absuchen erfolgt im Gleitflug, wobei die Gänsegeier warme, aufsteigende Luftmassen nutzen und beim Segeln von einem Aufwind zum anderen wechseln; so können sie selbst sehr weitläufige Landschaften kontrollieren. Bei ihrer Suche liefern auch die Bewegungen anderer Aasfresser, insbesondere der Rabenvögel, nützliche Hinweise für die Ortung von Kadavern. Sobald diese dank der hervorragenden Augen erspäht sind, beginnen die Gänsegeier mit einem eng spiralförmigen Sinkflug; dieser wiederum ist selbst aus großer Entfernung für andere Artgenossen gut erkennbar, die daraufhin ebenfalls herbei fliegen. Vor dem Fressen finden zunächst Rangkämpfe statt, bei denen die Vögel durch das Einnehmen typischer Haltungen ihre Erregung demonstrieren und so festlegen, welche als erste fressen dürfen. Der tägliche Fleischbedarf von Gänsegeiern beträgt etwa 500 g und wird vor allem durch Kadaver mittlerer und großer Säugetiere abgedeckt. Da deren Auffinden in der Natur schwer ist bzw. dem Zufall unterliegt, haben sich die Vögel so angepasst, dass sie lange Zeiten (über 20-30 Tage) ohne Nahrung auskommen können. Bei der ersten Gelegenheit fressen sie sich dafür richtig voll und können 1,8-2 kg Fleisch auf einmal verschlingen. Dank dieser Eigenschaften haben Gänsegeier eine besonders wichtige ökologische Rolle inne: als „Putzkolonne“ der Natur lassen sie in kürzester Zeit Aas verschwinden und verringern so das Risiko für die Ausbreitung bestimmter Infektionskrankheiten.

Gänsegeier leben monogam und erreichen mit 4-5 Jahren die Geschlechtsreife. Die Balz besteht aus gemeinsamem Kreisen und Tandem- bzw. Gruppenflügen; dabei fliegen die Vögel dicht beieinander und führen perfekt synchrone Sturzflüge in der Nähe der Nistfelsen aus. Die Paarung erfolgt normalerweise in der Nähe des Horstes, woraufhin das Weibchen im Zeitraum von Januar bis März ein einziges Ei legt. Gänsegeier verteidigen lediglich ein kleines Revier von wenigen Metern rund um ihren Nistplatz, der sich innerhalb einer Brutkolonie befindet.

Flora und Vegetation

FOTO: Fulvio Genero
FOTO: Fulvio Genero

Bei der Betrachtung der landschaftlichen Elemente des Naturschutzgebiets sticht sofort der Kontrast zwischen der absoluten Flachheit der Ebene im sog. Campo di Osoppo (seitlich eingerahmt vom derzeitigen Lauf des Tagliamento) und den wild zerklüfteten Steilhängen am Rand der Hochebene Monte Prat-Ledrania ins Auge.

Der Kontrast ist auch farblich wahrnehmbar, da die felsigen Steilhänge, die Rutschmassen und Geröllhalden, die Wälder, Wiesen und Nutzflächen, sowie die weißen Kiesbänke der Überschwemmungsgebiete eine jeweils unterschiedliche Vegetation besitzen.

Die besondere Ausrichtung der Felswände zum Flussbett des Tagliamento und die günstigen klimatischen Bedingungen der Gegend – Eigenschaften, die fast auf den ganzen Außensektor der östlichen Karnischen Alpen, vom Cosa-Tal bis zum Monte San Simeone zutreffen – ermöglichten die Koexistenz floristischer Arten, die alpine Verbreitung besitzen bzw. Endemismen der Ostalpen sind. So finden sich viele Wärme und Trockenheit liebende (xero-themophilen) Arten des Mittelmeerraums, aber auch zahlreiche südeuropäische und illyrisch-balkanische Arten, die über die „Brücke“ aus Karst und Julischen Voralpen von Süden her zugewandert sind.

Besonders nennenswert ist hierbei die Steineihe (Quercus ilex). Sie ist im ganzen Mittelmeerraum verbreitet, kehrte in der Nacheiszeit ins Friauler Binnenland zurück und überdauerte in der hiesigen Felslandschaft bis zum heutigen Tag.

Die Ansiedlung warme Standorte bevorzugender (makrothermer) Pflanzen ist in den südlichen Abschnitten und Außensektoren der Friauler Voralpen durchaus plausibel, da dort die durchschnittliche Jahrestemperatur zwischen 10 und 13 °C liegt und die jährlichen Niederschläge maximal 1800-2000 mm betragen.

Trotz der geringen Fläche (weniger als 500 ha) und des bescheidenen Höhenunterschieds (ca. 400 m) ist die Vegetation im Schutzgebiet ausgesprochen vielseitig, mit einigen Arten von hohem Naturwert und anderen, die ungeachtet der örtlich schlechten oder vom Mensch gestörten Bedingungen eine unbestrittene landschaftliche Bedeutung besitzen.

Ausgehend vom Tagliamento-Flussbett bis zum Gipfel des Monte Prat-Ledrania sind zu unterscheiden: die diskontinuierliche Vegetation im Tagliamento-Flussbett; die krautig-strauchige Vegetation sowie buschige Auwälder auf Überschwemmungsflächen (besonders nennenswert das Vorkommen des Sanddorns); Nutzland, Wiesen und Auwälder innerhalb des Dammbereichs; Wiesen und Weiden im Umkreis des Sees; thermophile Gebüschformationen; die Steilwand-Vegetation (mit Steineiche); die Vegetation des Sees (Grün- und Blaualgen); die Vegetation von Schutt- und Geröllhalden; submontane Trockenwiesen der Randzone vom Monte Prat-Ledrania.